Schon wieder Spanisch - aber anders
Nachdem wir in den fünf Monaten in Mexiko einiges an Spanisch gelernt haben, merken wir, wie sehr sich die Sprache doch regional unterscheidet. Vor allem, dass in Spanien im Gegensatz zu Mexiko das "Lispel-S" verwendet wird und die Leute Gracia statt Gracias sagen fällt uns auf.
Bardenas Reales - Wüstenlandschaft
Nachdem wir uns von den verregneten Bergen bergab nach Spanien schlängeln, erreichen wir in besonders schönem Abendlicht die Bardenas Reales. Das ist eine faszinierende Wüstenlandschaft, die man einfach so auf eigene Faust mit seinem Fahrzeug erkunden darf. Wir lassen uns von den bizarren Formationen und Farben bezaubern, wundern uns aber über die frischen Temperaturen und den starken Wind. Eigentlich haben wir uns ja auf Wärme gefreut. Da das Übernachten im Nationalpark verboten ist, suchen wir uns ein schönes Plätzchen an einem Stausee und können den Abend hier richtig schön ausklingen lassen und bekommen obendrein am nächsten Morgen noch Wasser von der Quelle dort.
Bilbao
Durch winzige Dörfer, wo unser Van kaum durch die Gassen passt, tuckern wir weiter nordwärts, wo wir Bilbao ansehen möchten. Wir finden einen Parkplatz in der Stadt, packen den Kinderwagen aus (zum Glück, denn Adi wiegt inzwischen weit über 10kg!) und machen uns auf den Weg in die Altstadt. Sowas haben wir in Mexiko etwas vermisst: schöne Altstädte mit ausgedehnten Fußgängerzonen, wo man in Ruhe umherschlendern kann ohne von Verkäufern angesprochen zu werden. Es ist wie so oft: Alles hat Vor- und Nachteile.
Die Krönung des Tages ist jedenfalls ein wunderschöner Schlafplatz in einer Bucht mit Blick auf Santander.
Pico de los Europa
Uns war gar nicht bewusst, wie viele Berge es in Spanien gibt. Picos de Europa ist ein Gebirge im Norden des Landes und mit seinem höchsten Gipfel, dem Torre de Cerredo (2648m) beachtich! Die vielen Aussichtspunkte bieten spektakuläre Ausblicke und lassen Bergliebhabers Herz höher schlagen. Nur das Wetter dürfte gerne etwas milder sein, aber das wird es sicher, wenn wir uns morgen dem Meer nähern.
Santiago de Compostella
So oft haben wir von diesem Ort gelesen, gehört und geträumt, da ist es doch klar, dass wir ihn nicht verpassen.
Auf dem Weg dorthin dürfen wir noch eine richtig entspannte Mittagspause im einsamen Wald erleben, denn dort wird es ganz anders:
Wochenende und gutes Wetter locken Wanderer und Touristen in die Stadt, wie Honig die Bären. Es ist voll, aber wunderschön. Hier startet der Jakobsweg, auf dem man bis zu uns nach Hause nach Augsburg wandern könnte. Uns gefällt die Stadt sehr - ein schöner Mix aus Kultur, Fußgängerzone und Cafés.
Portugal
Grenzübergang und kein Bock mehr auf Städte
Auch wenn Santiago wunderschön war - Porto in Portugal verdirbt uns die Lust auf weitere Städtetrips. In den Bewertungen zu den Parkplätzen lesen wir von zahlreichen aufgebrochenen Autos und der Campingplatz ist überteuert und überfüllt. Also geht es erst mal wieder in die Pampa, was uns sehr gefällt. Olivenhaine, Hügel und Ruhe. Richtung Landesinneres fahren wir über immer höhere Hügel und sehen ganz oben auf einem ein Dorf am Horizont. Wow! Da müssen wir hin. Gesagt, getan. Marvao heißt dieses Dorf, das aus Geschichtsbüchern geschlüpft zu sein scheint. Man hat in alle Richtungen wunderbare Aussicht, alles ist gepflegt und mit Liebe angelegt - und trotzdem ist fast nichts los. Wir genießen ein Getränk mit Rundumblick und lachen in uns hinein. So viel besser als Großstadt! Schon seit der Altsteinzeit sollen hier Menschen leben - kein Wunder bei dieser Lage. Und trotzdem, seit die Bevölkerung hier gezählt wird, sinkt die Einwohnerzahl stetig. Wie in ganz Europa zieht es die Menschen in die Städte. Die Krönung des Abends ist unser Premium-Stellplatz an einem Stausee mit angrenzendem Park, Toiletten und Trinkwasserbrunnen. Wunderbar!
Korkeichen statt Oliven
Die Landschaft wandelt sich. Das Landesinnere ist nur dünn besiedelt, alles scheint trocken zu sein, obwohl Frühling herrscht. Eigentlich wollten wir auf den Grundstück einer ausgewanderten Deutschen stehen, allerdings gab es weder Toilette, noch fließend Wasser, also Investierten wir die 20€ lieber in den Campingplatz Salema in der Nähe. Das war auch die richtige Entscheidung. Er bot alles, was man sich wünschen kann und wir trafen viele andere junge Paare auf reisen. Die Kinder freuen sich über Spielgefährten und wir genießen inspirierende Gespräche mit Gleichgesinnten.
Westlichter Punkt
Natürlich wollen wir es uns nicht entgehen lassen, wenn wir schon mal hier sind, das westliche Ende auf dem historischen Gelände von Sagres zu sehen. Und siehe da, was wir für Glückspilze sind: Heute ist der Tag des Museums in Portugal und wir dürfen den mystischen Ort bei aufgehender Sonne und sich auflösenden Nebelschwaden auch noch kostonlos erkunden. Von der früheren Festung zeugen nur noch einige Mauerreste und der Turm, aber wahrscheinlich ist es schöner so, denn nichts versperrt einem die Sicht in die Ferne. Irgendwo ganz weit da draußen weiter westlich waren wir noch vor einigen Wochen. Es war beeindruckend den kalten Winter zu überspringen und jetzt den Frühling im milderen Süden Europas zu erleben.
Wendepunkt
So, wie damals auf unserer Motorradreise Ulan Ude bei der Mongolei unsere Reiserichtung von Ost nach West umkehrte, ist es nun bei dieser viel kleineren Reise umgekehrt. Nach unserer Mittagspause in Almacil am Strand statten wir der Stadt Faro einen Besuch ab. Spaziergang, Friseurbesuch, Kaffee genießen, wow, heute war ein erlebnisreicher Tag. Und diesen runden wir mit einer Übernachtung auf einem "Campingplatz" mit mehr Tieren als Menschen ab. Adrian ist fasziniert von Strauß, Katze, Pony und co.
Spanien
Ronda
Ein weiterer Punkt, den ich schon lange vor dieser Reise auf der Karte markiert habe. Sagenhafte Landschaft, malerische Brücken und die Aussicht von der Klippe. Dieses Dorf ist in Wirklichkeit genauso faszinierend, wie auf den Bildern. Der örtliche Campingplatz erfüllt absolut seinen Zweck und wir sind am nächsten Tag fit für die nächsten Highlights: Tabernas ist ein Filmort für die Western-Filme. Außer in dem Touristenpark (in dem wir nicht waren) ist nichts los, und man darf die Landschaft mit seinem Auto selbst erkunden. Wir fahren so weit, wie wir uns trauen ohne unten aufzusetzen - Mittagspause mit Ausblick inklusive. Eigentlich ist die Landschaft so trocken, dass die Wolken am Himmel fehl am Platz erscheinen.
Den Rückweg
... fahren wir ungefähr, wie wir auch nach Westen gefahren sind: Perpignan, Journans, Deutschland. Im nächsten Beitrag geht es um die Ausgaben auf diesem Trip.
Fazit: Wie ist nun Van-Life mit einem Baby?
Das Baby schläft beim Fahren, Picknicks bei Sonnenschein und gutem Wetter und entspannte Städtetrips - denken die einen. Nur Geschrei im Auto, man kann nie Essen gehen und bei Regen dreht das Baby durch - denken die anderen. Wie so oft im Leben, haben beide Sichtweisen ihre Berechtigung. Das ganze hängt von so vielen Faktoren ab: Der Laune und Frustrationstolleranz der Eltern, dem Charakter des Babys und wie gerne es Auto fährt, dem Wetter und den anderen Gegebenheiten, die es so beim Reisen gibt.
Ich bin der Meinung, dass man es unbedingt versuchen sollte, wenn es einen interessiert. Abbrechen kann man immer noch.
Wie ging es uns?
Wir genießen das Reisen generell und sind beide ziemlich entspannt vom Temperament. Auch Adi hat es genossen würde ich sagen. War trotzdem alles Friede-Freude-Eierkuchen? Natürlich nicht. Ich vermisse Abenteuer mit dem Motorrad, Freiheit und die Zeit als Paar. Aber ich bin unglaublich dankbar, dass ich das alles vor Adrian so intensiv erleben durfte und noch dankbarer, dass wir jetzt eine kleine Familie sind und es ihm gut geht. Zeiten ändern sich eben und ich bin sicher, dass es auch mit ihm abenteurlicher werden darf, wenn er größer wird.
Im nächsten Beitrag
geht es um den finanziellen Aspekt einer solchen Reise. Was kostet wie viel, an welchen Stellschrauben kann man drehen?
als alter fan von euch, freut es mich, dass es Euch gut geht und Adrian gesund und munter bei euch aufwächst . Gruss aus der Schweiz