Langer Weg
Von Palenque bis Oaxaca sind es knapp 1000km. Man muss nämlich einige Umwege in Kauf nehmen. Beispielsweise umfährt der ADO Bus die Straße nach San Christobal, die direkter wäre. Er nimmt hunderte von Kilometern Umweg in Kauf um dieser Strecke auszuweichen. Dort sind regelmäßig Straßenblockaden von Einheimischen. Die Fahrzeuge werden erst nach Bezahlung weitergelassen. Außerdem gilt die kurvige Strecke mit sehr engen Kehren (auch wegen der Wegelagerer) als schwierig und gefährlich. Man kommt zu langsam voran und es dauert ewig. So fahren wir erst für eine Nacht zurück nach Villahermosa, am nächsten Tag sitzen wir dann im Kleinbus nach Tuxtla. Dort habe ich das Hotel Casa Kolping ausgesucht, weil ich in Deutschland bei Kolping arbeite. Und es war wirklich schön und das erste mal in Mexiko mit Frühstück inklusive. Eigentlich wollten wir den berühmten Canyon Sumidero ansehen, aber daraus wird nichts, weil Samu sich erkältet hat. Er hat oft Pech mit der Klimaanlage in den öffentlichen Verkehrsmittel, entweder läuft die Klimaanlage auf volle Pulle oder gibt es gar keine. Also ein Tag Pause und nur im anliegenden Park spazieren. Dort habe ich gesehen, wie sportbegeistert die Einwohner sind: Joggen, Radfahren, Gymnastik, Fußball, Geräte, Volleyball und vieles mehr wurde darin betrieben. Trotz der unglaublichen Hitze waren alle Spielplätze besetzt. Tuxla ist nicht mehr im Dschungel. Hier ist alles ausgetroknet zu dieser Jahreszeit. Ich habe mich aber sehr wohl gefühlt und wir wollen definitiv nochmal zurückkommen. Aber schon sitzen wir für die nächsten 5 Stunden im Bus nach Juchitan de Zaragosa für einen letzten Zwischenstopp nach Oaxaca. In diesem Ort wird uns die kurze, lustige Fahrt mit dem Tuk-Tuk-Taxi in Erinnerung bleiben. Nochmals über 5,5 Stunden Busfahrt über Serpentinen, die sich durch die trockene Berglandschaft winden. Kakteen, kleine Sträucher und Agaven Plantagen säumen die Hügel. Wir sind ziemlich erschöpft, als wir nach der langen Fahrt ankommen. Adrian hat zum Glück die meiste Zeit geschlafen und ließ sich in den Wachzeiten gerne von einem Mädchen neben uns bespaßen.
Ankunft
Zum ersten Mal in Mexiko haben wir bei einer Hotelkette (Oyo) gebucht und es echt bereut. Eine Baustelle im Hotel, ich muss mit der Kreditkarte 100 Pesos mehr zahlen, als in Booking angegeben, alles ist ziemlich veraltet (vor allem die Matratzen sind durchgelegen), kein Warmwasser, kaum Tageslicht, Fritteusengeruch aus der Küche usw. So viel dazu, dass das vier-Sterne Hotel billiger ist als das mit zwei Sternen. Wie sagt man so schön: Die Situation ist dein Coach 😉 und auch wenn sowas ärgerlich ist, das sind nur Luxusprobleme. Wir konzentrieren uns auf das positive nämlich, dass wir die Möglichkeit haben die schöne Stadt Oaxaca zu besuchen, auch wenn wir nachts verzweifelt bis Mitternacht wach bleiben, nicht weil Adrian uns wach hält sondern weil unten im Restaurant schon wieder gefeiert wird (vom Personal).
Hin und weg oder hin oder weg?
Auf dem zentralen Platz in Oaxaca gibt es wie in jeder anderen Stadt die mobilen Verkäufer mit den gleichen Waren. Am ersten Abend sehe ich eine Verkäuferfamilie lachend rennen und bin zunächst überzeugt, dass sie auf etwas zulaufen. Als dann nach kurzer Zeit die Polizei in die selbe Richtung rennt, zweifel ich an der Idee und überlege, ob sie vor etwas wegrennen.
Dann gehen meine Gedanken zu mir. Wo ist der Unterschied? Laufe ich auf etwas zu oder vor etwas weg? Warum wollten wir nach Mexiko? Hin zu Sonne, neuer Kultur, Reisen? Oder Flucht vor Winter, Deutschland und Eintönigkeit? Gar nicht so leicht, immer eine Grenze zu ziehen. Natürlich ist es das bessere Motiv, wenn man hin zu etwas will, aber entstehen diese Wünsche nicht manchmal aus Flucht vor Sachen, die wir nicht wollen? Und ist es nicht besser wenigstens zu wissen, was man nicht will, als gar keine Richtung zu haben?
Diese Familie hat mir einen guten Denkanstoß gegeben.
Stadt der Spezialitäten
Oaxaca liegt in den Bergen und ist bekannt für Kaffee, Kakao und Mezcal. Anders als im Rest des Landes (den wir bis jetzt gesehen haben) gibt es hier eine Kaffeekultur, vielleicht mehr wegen der vielen Touristen. Es gibt an jeder Ecke schöne Straßencafés, die Espresso und Kaffee in allen Varianten anbieten und auch gut besucht sind.
Außerdem gibt es überall Kakao zum trinken - meist kalt. Der ist sehr lecker! Außerdem gibt es Kakaogeschäfte, in denen ganze Kakaobohnen, Kakaopulver, Kakaokuchen, Kakaobrot, Trinkkakao, Kakaomasse, Schokoladenmasse und vieles mehr angeboten wird. Der Kakao Geruch bleibt uns lange in Erinnerung.
Mezcal kennt vielleicht nicht jeder - obwohl die meisten Tequila, der ebenfalls ein Mezcal ist, kennen. Er wird aus Agaven gemacht, die hier überall im Umland wachsen. Das Getränk entstand, weil Pulke, das alkoholische Agavengetränk der Ureinwohner den Kolonialisatoren zu schwach war. Heute ist in jeder Flasche Mezcal übrigens ein echter Wurm drin. Erst bei meiner Recherche danach finde ich heraus, dass es sich dabei um eine Schmetterlingsraupe handelt, die als Marketinggag in die Flasche eingesetzt wird, weil man rausfand, dass Mezcal aus von Raupen befallenen Agaven anders schmeckt! Samu hat beides probiert - Pulke und Mezcal.
Die für uns schönste Stadt in Mexiko
Am besten gefällt uns, dass Oaxaca so viele Fußgängerzonen und breite Gehwege hat. Außerdem bieten die vielen Parks zusätzlich Platz und Schatten zum Spazieren. Sogar Radwege gibt es und die öffentlichen Verkehrsmittel sind in Google Maps eingearbeitet - man ist also sehr gut und gerne draußen unterwegs. Nur unser Ausflug zum Monte Alban, einem Wahrzeichen in der Nähe, ist an unserer Sturheit gescheitert. Zu oft wurden wir und andere Touristen auf der Straße angesprochen von "Ticketverkäufern", die diese viel teurer an Touristen verkaufen wollen (wir kaufen nur von den offiziellen Stellen oder von den Busfahrern direkt). Da aber das hier anscheinend die einzige Methode war, um an die Bustickets zu kommen, weigerten wir uns und verbrachten einfach noch einen entspannten Tag in der Stadt.
Sehr viel Zeit verbringen wir im Park und der Fußgängerzone. An einem Nachmittag findet dort eine Hochzeit statt, was viele Menschen, viele Farben und viel Musik bedeutet. Aber auch eine Demo haben wir gesehen, Oaxaca ist die Landeshauptstadt des gleichnamigen Bundeslandes und beherbergt die meisten indigenen Einwohner.
An einem Nachmittag machen wir einen Ausflug zu einem bekannten Aussichtspunkt über der Stadt, der zu Fuß über Treppen erreichbar ist. Von dort oben sieht man erst, wie groß die Stadt mit ihren Vororten ist. (Wir sind jeden Tag mehr als 10km zu Fuß unterwegs, weil wir keine Lust haben im dunklen hotelzimmer zu sitzen).
Besonders auffällig sind die Kunstwerke überall an den Mauern. Kunst hat einen hohen Stellenwert und es werden auch viele Kunstwerke zum Verkauf angeboten.
Entweder direkt auf der Straße, in Läden oder einem Markt. Es gibt viele Märkte, was uns auch sehr gefällt. Dort wird neben den bereits genannten Spezialitäten weitere angeboten: geröstete Grashüpfer z.B
Von Oaxaca wollen wir wieder an die Küste fahren. Wir waren jetzt lang genug im Landesinneren. Wir sehnen uns nach mehr Wärme. Ja, es klingt komisch aber hier in Oaxaca haben wir nachts tatsächlich gefroren. Tagsüber hat die Sonne gebrannt aber abends, nachts und in der Früh waren unglaubliche 8°. Das kennen wir nicht mehr, vor allem seit dem wir in Mexiko sind. Aber wie gesagt, Oaxaca liegt auf 1500m in den Bergen und hier kann es eben im Januar Nachts kalt werden.
Also wollen wir nach Puerto Escondido an die Pazifik Küste. Da muss man hin, heißt es. Von Oaxaca nach Puerto Escondodo sind es "nur" 240 km, auf der Karte scheint die Strecke sehr kurvig zu sein. Das kann aber nur spaßig werden. Doch wir schauen etwas skeptisch als uns gesagt wird dass ein Kleinbus 7 Stunden und ein Reisebus 11 Stunden für die Strecke braucht. Keine Ahnung was das soll und warum so lang? Das erfahrt ihr im nächsten Beitrag.
Öffnungszeiten in Mexiko
Cafés haben meist nachmittags bis abends auf und oft am Wochenende geschlossen.
Restaurants spezialisieren sich entweder aufs Mittags- oder Abendgeschäft und haben auch mindestens einen Ruhetag.
Bäckereien öffnen frühestens um 8 Uhr, haben sonntags oft zu und bieten nie Kaffee an.
Diskotheken haben am Wochenende manchmal geschlossen.
Was wir diese Woche gelernt haben
Mexikanische Toilettenspülungen (Toiletten überhaupt) sind nervig. Wie in vielen anderen Ländern, entsorgt man das benutzte Toilettenpapier im Mülleimer (deswegen ist es parfümiert). Was aber echt nervt, ist dass der Wasserdruck, wie auch beim Duschen - bei der Toilettenspülung so niedrig ist, dass man einige Stunden warten muss um einen zweiten Spülversuch zu starten, wenn der erste gescheitert ist.
Oaxaca ist viel touristischer als erwartet. Das merkt man an den vielen Straßenverkäufern, die viel höhere Preise als in Souvenirläden verlangen
Die Mexikaner putzen Betonboden vor dem Laden mindestens täglich mit Wasser und einem sehr penetrant riechendem Putzmittel.
Öffnungszeiten in Mexiko sind komisch.
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